SRF Regional Journal Ostschweiz 14.10.2015
«Erdbeertorten stricken macht mich glücklich»
Vermicelles oder Erdbeertörtchen, Früchte, Aufschnitt, Würste und Salami: Madame Tricot aus Wil war früher Ärztin. Heute strickt sie ganze Gourmetbuffets und wird für ihre Kunst bewundert. Ihr ganzes Leben lang hat sich Dominique Kähler Schweizer «ins Glück gestrickt».
In Paris in einer Designer-Familie aufgewachsen, heiratete Dominique Kähler Schweizer einen Basler und lebte fortan in der Schweiz. Sie arbeitete als Ärztin, später als Psychiaterin. Durch ihren zweiten Mann, einen Toggenburger, kam sie in die Ostschweiz und lebt heute in Wil.
Die Strick-Künstlerin
Das Stricken hat ihr schon in der Kindheit viel Freude bereitet. Mit ihrer Grossmutter zusammen habe sie die erste Wolle verstrickt. In der Schule habe es damals keinen Handarbeitsunterricht gegeben. Also brachte sie sich die ausserordentlichen Strickfähigkeiten autodidaktisch bei. Und so entwickelte sich ihre grosse Leidenschaft für das Stricken nach und nach.
Sie selber sieht sich nicht als Strickerin. Da gebe es viel bessere, die auch eine Strickanleitung lesen und danach arbeiten könnten. «Das kann ich nicht!», sagt sie und lacht laut. «Und das will ich auch gar nicht», meint sie weiter, denn sie sei eine Künstlerin. Socken zu stricken, das wäre ihr viel zu langweilig.
Fleisch aus Wolle
Stricken sei für sie «über alle Massen meditativ». Meistens strickt Madame Tricot am Abend vor dem Fernseher, im Bus, im Flugzeug – überall nadelt sie. Vor vier Jahren hat ihre Karriere als Madame Tricot so richtig angefangen. Damals merkte sie, dass «Lismen» auch dreidimensional funktioniert.
Seither hat sich Dominique Kähler Schweizer dem Fleisch aus Wolle richtiggehend hingegeben. Durchzogene Koteletts, leckere Würste oder rassige Grillspiesse und zur Abwechslung auch einmal ein Stück Erdbeertorte oder andere Naschereien nadelt sie flink aus kostbarer Wolle. Das Ergebnis ist eine Augenweide.
Ausgezeichnete Strickkunst
Die St. Gallische Kulturstiftung hat Madame Tricot im Frühling für ihre Strickkunst mit dem Förderpreis geehrt. Seither reiht sich für die Künstlerin Ausstellung an Ausstellung.
An Ideen für weitere Fleischkreationen fehle es ihr nicht. Und auf die Frage, warum sie denn Erdbeertorten statt Socken stricke, sagt sie gegen über dem «Regionaljournal Ostschweiz» auf SRF 1 gelassen: «Weil es mich glücklich macht!»